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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 22.01.2008


Maxi Sexismus-Mini Verständnis
Stefanie Denkert

Unter dem Motto "Sex Sells" versucht Germanwings Flugtickets für 0 Euro unters Volk zu bringen. Dabei hätte sich der Billigfluganbieter lieber die sexistische Werbung sparen sollen!




NEWS vom 19.02.2008Germanwings reagiert auf Kritik an frauenfeindlicher Werbung

Leicht bekleidete Männer, hochgeschlossene Damen: Germanwings-Werbung anders herum. Die Günstig-Airline reagiert mit ihrer aktuellen Kampagne auf konstruktive Kritik von engagierten Frauen an der vergangenen Werbeaktion.

Ab Dienstag, den 19. Februar 2008 hat nun die Dame die Hosen an. Inhaltlich hat sich jedoch nicht viel geändert, denn das Motto "Sex sells" hat bei Germanwings noch immer Konjunktur, wie die Formulierung der Airline zeigt: "Der männliche Part präsentiert sich dagegen in knappen Höschen, zeigt seine strammen Waden und lässt Frauenherzen höher schlagen". Einer muss eben immer die Hosen runterlassen. Teil zwei der Kampagne "Maxi-Komfort. Mini-Preis" wird online geschaltet und läuft bis zum 26. Februar 2008.


"Sexistisch ist nicht sexy" erklärt die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich
und unternimmt den erfolgreichen Versuch einer Definition von sexistischer Werbung: "Sexistisch ist Werbung dann, wenn sie ein Geschlecht, meistens die Frau, in traditionell beschränkter Funktion, als sexuell verfügbares Wesen oder nur mit stereotypen Eigenschaften darstellt; wenn sie Körper oder Körperteile wie Hintern und Brüste als Blickfang einsetzt und so voyeuristische Instinkte bedient. Ausschlaggebend ist der Gesamteindruck, den eine Werbung vermittelt."

Ein Werbeplakat für Bikinimode oder ein TV-Spot für Duschgel kann durchaus sexy sein, ohne die halbnackte Frau zu diskriminieren. Das Foto zur aktuellen Germanwings-Werbekampagne "Maxi Komfort. Mini Preis." hingegen ist als offensichtlich sexistisch zu werten: Die hier abgebildete "Businessfrau", bekleidet mit nur knapp den Po bedeckenden Shorts, wird auf ihre Sexualität reduziert, ihr Körper soll "voyeuristische Instinkte bedienen". Und von hinten fotografiert hat sie kein Gesicht, ist nur Körper und somit kein ernstzunehmender Mensch. Warum das Unternehmen mit halbnackter Frau neben vollständig angezogenem Mann werben muss, zumal die Tickets bei der Aktion 0 Euro kosten, ist schier unverständlich.

Die Journalistin Kerstin Kilanowski hat sich bereits mit anderen Frauen zusammen getan und einen Protestbrief an Germanwings verfasst, in dem sie schreibt:
"Sehr geehrte Geschäftsführer von Germanwings,
als Rundfunk-Journalistin und PR-Fachfrau protestiere ich gegen Ihre aktuelle Werbung ´Maxi Komfort - Mini Preis´. Das von Ihnen abgebildete Foto und die damit verbundenen Texte suggerieren den erfolgreichen Business-Mann, der mit Maxi-Komfort seinen korrekt sitzenden Anzug trägt. Die Frau dagegen trägt die Karikatur dieses Anzugs, der nur noch aus Shorts besteht, die in Männermagazin-Manier das Gesäß ausstellen. Sie ist nichts anderes als Mini (wenn man Ihre Werbesprache genau untersucht, kann man sogar unterstellen, dass sie nicht viel kostet: ´Mini-Preis´.). Sie ist entblößt, macht sich lächerlich mit dem Versuch, ebenfalls am Geschäftsleben Teil zu nehmen.
Ich vermute, dass diese Werbung von Ihrer Firma als ´witzig´ bezeichnet wird. Das Lachen vergeht einem aber angesichts der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungsetagen, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und durchschnittlich 30% weniger Lohn gegenüber den männlichen Kollegen.
Ich fordere Sie auf, diese Anzeige zurück zu nehmen.
Über eine Stellungnahme wäre ich verbunden.
Grüße von Kerstin Kilanowski (WDR-, NDR-, SWR-Journalistin)"
.

Wir sind gespannt, ob und wie sich das Billig-Flieger-Unternehmen dazu äußert! Auch AVIVA-Berlin fordert, dass die Werbung eingestellt wird und dass Germanwings eine Stellungnahme abgibt. Wir werden die Angelegenheit an den Werberat weitergeben.

Mediale Revolution? Die große Entpolitisierung
Anstößig war auch schon der TV-Spot von Germanwings im Herbst 2007 mit dem Slogan "Oktober-Revolution". Da wurden Tickets mit "Manager-Komfort zu Klassenkampfpreisen", sprich "revolutionären" Preisen, angeboten. Aber wen wundert das in Zeiten, in denen man Che Guevaras Kopf auf mehr T-Shirts als die geschichtslose "Hello Kitty"-Katze sieht und das Palästinenser-Tuch "nur" ein schicker Schal ist.


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Beitrag vom 22.01.2008

AVIVA-Redaktion